Grabenlose Rohrsanierung
Was ist grabenlose Rohrsanierung?
Der Begriff bezeichnet alle Verfahren zur Sanierung von Rohrleitungen, die ohne das Freilegen bzw. den Tausch alter oder beschädigter Rohre auskommen. Für die Ausführung reichen Zugänge am Beginn und am Ende eines Sanierungsabschnitts aus. Das können Versorgungsschächte oder kleine Baugruben sein. Über diese Öffnungen findet der Einzug von Schlauchlinern oder Lining-Rohren in die bestehende Leitung statt. Die Infrastruktur an der Oberfläche über dem Rohr, wie Straßen, Gehwege oder Bahnlinien bleibt dabei unberührt.
Welche Verfahren gibt es?
Grabenlose Sanierungsverfahren teilen sich in Renovierung, Erneuerung und Reparatur ein. Hier stellen wir die Verfahren zur Renovierung und Erneuerung vor.
Renovierung
Unter die Renovierung fallen alle Sanierungsmethoden, die die Funktionsfähigkeit einer bestehenden Rohrleitung verbessern.
Beim Lining mit eingezogenen Schläuchen wird ein in U-Form gefalteter Schlauchliner mit einer Seilwinde in das zu sanierende Rohr gezogen, mit Druckluft in Rundform gebracht und abschließend mit Verbindern an den Rohrenden befestigt. Der Liner bleibt unabhängig vom Rohr formstabil und nimmt im Betrieb den Innendruck vollständig auf.
Ein harzgetränkter Schlauchliner wird zunächst entweder mit Luft bzw. Wasser invertiert in das Rohr eingestülpt oder mit einer Winde eingezogen und dann aufgestellt. Im Anschluss härtet dieser bei Umgebungstemperatur oder durch die Verwendung von Warmwasser, Dampf bzw. UV-Licht aus.
Der auf seiner Außenseite mit Reaktionsharz beschichtete Schlauchliner wird zuerst durch Inversion mit Luft in das zu sanierende Rohr eingebracht und dabei an die Rohrinnenseite gepresst. Diese Klebeschicht härtet bei Umgebungstemperatur oder mit künstlich zugeführter Wärme aus und geht dabei eine feste Verbindung mit dem Altrohr ein, die für die Formstabilität des Liners notwendig ist.
Bei diesem Verfahren wird ein unverformbares Lining-Rohr in einem vorgefertigen Rohrstrang in die vorhandene Rohrleitung gezogen oder geschoben. Durch seine Unverformbarkeit muss das Lining-Rohr einen kleineren Durchmesser haben als das Altrohr. So verbleibt eine Ringraum, der meistens verfüllt wird.
Das Close-Fit-Lining ist verwandt mit dem Rohrstrang-Lining. Im Gegensatz dazu ist das Lining-Rohr verformbar. Für den Einzug wird der Außendurchmesser des Rohrstrangs reduziert, im Anschluss wieder zurückverformt und liegt dann eng an der Innenseite sanierten Rohres an.
Die Renovierung der Rohrleitung erfolgt bei diesem Verfahren mit einzelnen, kurzen Rohren, die mit einer Vorrichtung eingeschoben und zu einem zusammenhängenden Rohrstrang verbunden werden.
Beim Rohrsegment-Lining wird die Leitung mit Segementen ausgekleidet. Die Befestigung der oberen und unteren Segmente am Altrohr findet durch Verfüllen, Verkleben oder Veranken statt. Eine Längsnaht verbindet die beiden Teile zu einem vollständigen Rohr.
Mit diesem Verfahren entsteht vor Ort ein Liner aus einem spiralförmig gewickelten Kunststoffstreifen. Die Wickelmaschine ist entweder am Beginn des Sanierungsabschnitts platziert und schiebt den Liner in das Altrohr, oder sie ist im Rohr selbst platziert und schiebt den Liner in Richtung eines Zugangs.
Für dieses Verfahren wird zunächst eine Kunststoffauskleidung mit rückseitigen Ankern in das Altrohr eingebracht. Im Anschluss füllt Zementmörtel den freien Raum zwischen der Auskleidung und dem Altrohr, umschließt dabei die Anker und sorgt so für einen festen Halt im entstehenden biegefesten Ringraum. Diese Art von Lining kann mit anderen Liningverfahren, wie Einzelrohr-Lining, Wickelrohr-Lining und Rohrsegment-Lining kombiniert werden.
Ein Sprühkopf trägt bei diesem Verfahren an der Rohrinnenseite eine Schicht aus Polymerharz auf, das dort aushärtet. Das Altrohr darf dabei keine zu großen Schäden aufweisen und muss vor der Sanierung eine besonders gründliche Reinigung durchlaufen.
Erneuerung
Unter Erneuerung versteht man alle Sanierungsmethoden, die eine bestehende Rohrleitung ersetzen und deren Funktion übernehmen.
Ein sogenannter Berstkopf bricht das bestehende Rohr entweder auf oder zerschneidet es. Der angeschlossene Aufweitungskegel verdrängt die Reste des alten Rohres in den umliegenden Boden und schafft damit Platz für das zeitgleich eingezogene Lining-Rohr.
Mit Pipe Eating wird das Altrohr im übertragenen Sinn "aufgegessen". Eine Tunnelvortriebmaschine baut das bestehende Rohr ab. Die Reste transportiert ein Spülsystem oder eine Förderschnecke aus der Leitungstrasse, bevor der Einschub neuer Einzelrohre erfolgt.
Bei diesem Erneuerungsverfahren zieht eine Gestänge-Zuglafette das Altrohr in Richtung einer Baugrube aus dem Boden und ersetzt dieses parallel mit einem neuen Rohrstrang, der aus einer zweiten Baugrube zugeführt wird. Die hohen Reibungskräfte im Boden beschränken die Methode auf sehr kurze Leitungsabschnitte.
Wie läuft grabenlose Rohrsanierung ab?
Zuerst wird die betroffene Rohrleitung außer Betrieb genommen. Über Baugruben oder bereits vorhandene Schachtbauwerke erfolgt der Zugang zum Leitungsabschnitt. Nach einer Inspektion und der Reinigung des Altrohrs startet der Einzug des Liners bzw. Rohrstrangs. Ist dieser abgeschlossen, ist der nun sanierte Teil der Leitungstrasse bereit für die Einbindung ins Netz und die anschließende Wiederinbetriebnahme.
Wie unterscheiden sich grabenlose und offene Rohrsanierung?
Offene Rohrsanierung | Grabenlose Rohrsanierung |
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Eingriff in Infrastruktur an der Oberfläche (Straßen, Gehwege und Bahngleise) mit anschließender Wiederherstellung | Kein oder minimaler Eingriff in Infrastruktur an der Oberfläche mit keinem bzw. minimalem Wiederherstellungsaufwand |
Baugruben entlang der gesamten Leitungstrasse | Baugruben am Anfang und Ende der Leitungstrasse |
Viel Erdbewegung | Wenig Erdbewegung |
Hoher Maschineneinsatz (Bagger, Lastwagen) | Geringer Maschineneinsatz (Seilwinde, Kamerawagen) |
Große Lagerflächen für neue Rohre | Kleine Lagerflächen für aufgerollte Liner bzw. Rohstränge |
Hoher Transportaufwand für starre Rohre | Geringer Transportaufwand für aufgerollte Liner bzw. Rohrstränge |
Hoher Energieverbrauch von Baumaschinen | Niedriger Energieverbrauch |
Welche Vorteile hat grabenlose Rohrsanierung?
Grabenlose Verfahren sind eine nachhaltige und effiziente Alternative zur offenen Sanierung. Die Gründe dafür sind:
- Kurze Bauzeit: Wiederinbetriebnahme innerhalb von Stunden oder weniger Tage
- Kleine Baustellen: Kaum Beeinträchtigungen für Anwohner und Verkehr, weniger oder gar keine Verkehrsverzögerungen und Umleitungen
- Emissionsarm: Wenig Staub, Lärm und CO2-Ausstoß (Treibhausgaseinsparungen von bis zu 90 Prozent)
- Minimaler Tiefbau: Geringer Maschineneinsatz und Wiederherstellungsbedarf für Oberflächen, weniger Aushubmaterial und benötigte Baumaterialien
Was kostet grabenlose Rohrsanierung?
Eine pauschale Aussage zu den Kosten von grabenloser Rohrsanierung lässt sich nicht treffen. Seriöse Einschätzungen können Fachleute erst nach einer Bestandsaufnahme treffen, die den Zustand der Rohrleitung, deren Lage, Durchmesser, Länge, Umgebung und weitere Aspekte umfasst.