Zur Person:
Werner Rädlinger ist Inhaber und Geschäftsführer der Rädlinger primus line GmbH sowie weiterer Schwesterunternehmen der Werner Rädlinger Gruppe. Von Anfang an war er für den Weg von Primus Line verantwortlich – von der Idee bis zum international etablierten Produkt.
Primus Line wird 20 Jahre alt, wie fühlt sich das an?
Werner Rädlinger: Nach „wow, wie die Zeit vergeht!“ (lacht) – Nein, es fühlt sich sehr gut an. Ich bin stolz darauf, was wir erreicht haben. Wir haben ja nicht nur ein neues, wirklich einzigartiges Produkt entwickelt. Besonders in den ersten Jahren mussten wir auch viel Pionierarbeit leisten, um grabenlose Technologien überhaupt auf die Agenda der Netzbetreiber und Versorger zu bringen. Dass wir heute mit 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und fünf internationalen Standorten dastehen, ist das Ergebnis von jeder Menge Entschlossenheit, Entwicklergeist und Leidenschaft unserer Familie und des ganzen Teams.
Eingebunden in die Werner Rädlinger Gruppe ist die Rädlinger primus line GmbH bis heute ein Familienunternehmen. Was bedeutet das?
Werner Rädlinger: Rückblickend bedeutet das, dass wir mit voller Überzeugung von einer Idee viel Geld und Zeit in die Entwicklung eines innovativen Produktes investiert haben. Ressourcen, die es damals brauchte und die sich heute ausbezahlen. In Familienunternehmen ist der Atem häufig etwas länger. Wir denken langfristig und wirtschaften nachhaltig, denn – nun in die Zukunft blickend – ich will mein Unternehmen ja auch erfolgreich an die nächste Generation weitergeben.
Ausschlagend war also eine Idee – wie kam es dazu?
Werner Rädlinger: Da muss ich etwas ausholen. 1988 hat Rädlinger, damals noch unter der Führung meines Vaters Josef Rädlinger sen., die Firma Müller aus Cham übernommen. Der Hersteller von Rundwebstühlen hatte keinen Nachfolger. So stieg die Rädlinger Maschinen- und Anlagenbau GmbH (heute Rädlinger Maschinen- und Stahlbau GmbH), eine Schwesterfirma von Primus Line, in die Produktion und den Vertrieb von Rundwebstühlen z. B. für Feuerwehrschläuche ein. Übrigens verkaufen wir auch heute noch Rundwebstühle.
Die Technik wurde immer weiterentwickelt und verbessert. Letztendlich entstand eine Maschine, die fast zu viel konnte „nur“ für die Herstellung von Feuerwehrschläuchen. So kam die Überlegung auf, ob man mit der Erfahrung und dem Wissen über die Rundwebstuhltechnologie nicht auch ein neues Produkt, also eine Art „Superschlauch“ entwickeln könnte.
Gleichzeitig stellte das Unternehmen damals Gasdruck-Regelanlagen her und war eng vernetzt in der Gasbranche und mit deren Herausforderungen vertraut. Eine solche Herausforderung war die zeit- und kostenintensive Sanierung bestehender Leitungen in offener Bauweise.
Die Idee entstand durch die Zusammenführung dieser beiden Gedanken: Ein Superschlauch zur Sanierung von Druckleitungen.
Und was passierte dann? Wie wurde die Idee umgesetzt?
Werner Rädlinger: Es wurde entwickelt, entwickelt und entwickelt. Es entstanden Testanlagen, verschiedene Materialien wurden erprobt, Verbinder konzipiert, Einbaumöglichkeiten erörtert. In dieser Phase arbeiteten wir eng mit dem Gashandelskonzern Verbundnetz Gas zusammen. Wir haben ja mit dem schwierigsten Medium angefangen. Wir brauchten die Entwicklungszeit, bis wir ein marktreifes Produkt hatten.
Das war sicher keine einfache Zeit! Wie wurde denn mit Rückschlägen umgegangen?
Werner Rädlinger: Es brauchte Geduld und einen langen Atem und das auch noch nach der Unternehmensgründung und Markteinführung. Wir waren überzeugt, dass die Technologie Zukunft hat und sind dran geblieben. Aus den Rückschlägen haben wir gelernt und unser Produkt noch besser gemacht, aber nie aufgegeben. Ein Beispiel: Wir haben den Primus Liner lange ungefaltet in das Rohr eingezogen, die mögliche Einzugsgeschwindigkeit war sehr gering. Dann kamen wir auf die Idee, den Liner mit einer beim Einzug vorgelagerten Maschine in eine U-Form zu falten. Die Einzugsgeschwindigkeit konnte gesteigert werden, aber der Einzug wurde dadurch nicht einfacher. Heute liefern wir den Liner bereits ab Werk vorgefaltet aus.