Die Durchführung
Der Zugang zur Leitung erfolgte über mehrere Schächte mit Ventilen und Armaturen entlang der Trasse, sodass auch punktuelle Ausgrabungen für Baugruben vollständig vermieden werden konnten. Die Ein- und Auswirkungen auf die Leitung und die Umgebung konnten so auf ein Minimum reduziert werden.
Die präzise Organisation der Eingriffsphasen stellte eine optimale Ausführung der Arbeiten sicher und minimierte die Ausfallzeiten der Leitung. Das Projekt wurde in lediglich drei Bauphasen geteilt, was vor allem durch die besondere und effiziente Bypass-Lösung möglich war, die ebenfalls mit der Primus Line® Technologie realisiert wurde.
Jede der drei Bauphasen erfolgte in dieser Reihenfolge:
Für die Erstellung des Bypasses unter den schwierigen logistischen Arbeitsbedingungen war vor allem die hohe Flexibilität des Primus Liners von Vorteil. In jeder der drei Bauphasen wurden etwa zwei Kilometer lange Abschnitte der Leitung saniert. Dafür standen 1.000 Meter des Primus Line Mitteldrucksystems DN 400 und 1.300 Meter des Primus Line Mitteldrucksystems DN 350 für den Bypass zur Verfügung. Unter Verwendung des Primus Line® Systems konnte ein hydraulischer Belastungswert garantiert werden, der höher oder gleich dem Minimum war, der mit der ursprünglichen Lösung des Netzbetreibers erreicht worden wäre. Diese Alternativlösung hätte die Verlegung und Vorbereitung von elf Bypässen mit je 1.000 Metern DN 300-Rohren vorgesehen.
Für eine optimale Praktikabilität entschied sich die grabenlose Abteilung der Firma Benassi für eine Lieferung des Bypass-Liners in neun Abschnitten mit einer durchschnittlichen Länge von 255 Metern, die bereits mit geflanschten Endverbindern ausgestattet und auf jeweils zwei Meter breite Transporttrommeln gewickelt waren. Für eine zügige Verlegung und zum Schutz des Materials wurde bei der Verlegung eine speziell konstruierte und hergestellte hydraulische Wickelmaschine verwendet, die mit einem Bagger die Strecke entlang gezogen wurde.
Nach der Inbetriebnahme des Bypasses und der Entleerung der Rohrleitung wurden die speziellen Armaturen, die in allen Zwischenschächten des umgangenen Abschnitts vorhanden waren, demontiert und die Zu- und Ablaufleitungen in den Schächten mit geeigneter Ausrüstung nahe der Betonwand durchtrennt.
Als nächstes wurde von Schacht zu Schacht eine Videoinspektion durchgeführt, um die Leitung von innen auf Beschädigungen oder Hindernisse zu prüfen, die für den Einzug des Primus Liners hinderlich sind.
Im Anschluss wurde der Inliner mittels einer Seilwinde in das Rohr eingezogen. Dabei wurden zum Teil Einzugslängen von bis zu 1.000 Metern in einem Stück realisiert. Dafür führten die Techniker von Benassi und des Materialherstellers Primus Line im Vorfeld für jeden Einzugsabschnitt eine Machbarkeitsprüfung unter Berücksichtigung der entstehenden Reibungskräfte durch. Sie versuchten dabei, das optimale Verhältnis zwischen größtmöglicher Sorgfalt gegenüber dem Material und optimaler Ausnutzung seiner Leistungsfähigkeit und hohen Zugfestigkeit genau zu bestimmen.
In Anbetracht des Asbestzements, aus dem das Altrohr besteht, wurden die unterirdischen Arbeiten sorgfältig geplant. Im Vergleich zur klassischen offenen Bauweise ist die Gefahr einer Ausbreitung von Asbestfasern bei grabenlosen Sanierungstechnologien ohnehin geringer. Dennoch braucht es entsprechend geschultes Personal für die Durchführung. Zudem stellte das Unternehmen Benassi eine mobile Reinigungsanlage zur Verfügung, die das Seil der Seilwinde unmittelbar nach Austritt aus der Leitung reinigte. So konnte das Risiko der Dispersion von Asbestfasern durch das Gleiten des Windenseils an den Wänden der Pipeline während des Einzugs reduziert werden.
Nach dem Einzug des Liners wird mittels der eigens entwickelten Verbinder die Verbindung der Leitung wiederhergestellt. Für dieses Projekt lieferte Primus Line eine kundespezifische Sonderlösung zur Verankerung an der Grubenwand, damit jeder Verbinder platzsparend in die bestehenden Strukturen eingesetzt werden konnte. Das ermöglichte die Wartung der bestehenden Schächte und vermied zusätzlichen Aushub für den Neubau.
Nach dem Einbau des Primus Line® Systems wurden in allen Schächten des sanierten Abschnitts neuen Ventile und Armaturen installiert, die sich in den fertigen Schächten der Anschlüsse befanden.
Am Ende der Sanierungsarbeiten erfolgten die Druckprüfung des sanierten Rohrleitungsabschnitts zwischen den Anfangs- und Endabschnitten des Bypasses. Diese Prüfung erfolgte mit einem Druck von 20 bar am tiefsten Punkt der Leitung. Etwa alle zwei Kilometer wurde die Leitung mit Chlorlösung desinfiziert. Anschließend folgte die Wiederanbindung an die restliche Leitung.
Nach der Wiederinbetriebnahme des sanierten Rohrleitungsabschnitts wurde der Bypass entleert und schließlich für die nächste Neuverlegung im nachfolgenden Abschnitt der zu sanierenden Rohrleitung aufgerollt.