Doppelter Einsatz für Primus Line®

In Südfrankreich nutzt Betreiber KEM ONE das System Primus Line® zur Sanierung einer Sole-Transportleitung und für eine Bypass-Lösung. Diese stellt die Versorgung der Produktionsstätte während der Sanierung sicher.

KEM ONE, einer der größten Vinylhersteller Europas, saniert einen acht Kilometer langen Abschnitt einer insgesamt 92 Kilometer langen Transportleitung für Sole zwischen seiner Saline in Vauvert und dem Produktionswerk in Fos-sur-Mer in Südfrankreich. Aus der Sole gewinnt KEM ONE Grundstoffe zur Herstellung von Vinylchloridmonomer (VCM). Um die Versorgung des Werkes in Fos-sur-Mer mit der Sole und damit auch die Produktion aufrechtzuerhalten, wird die Transportleitung in acht Abschnitten von je einem Kilometer saniert. Dabei wird jeder Sanierungsabschnitt mit einem Bypass überbrückt. Für jeden Abschnitt ist ein Realisierungszeitraum von einem Monat veranschlagt. Das gesamte Projekt erstreckt sich allerdings auf 18 Monate, da während der Sommermonate wegen der regionalen Waldbrandgefahr pausiert wird.

Warum diese Lösung?

Die Transportleitung DN 300 aus Stahl verläuft durch das Natura 2000-Schutzgebiet der Camargue: Sicherer Transport und Schutz der Umwelt haben höchste Priorität. Da die acht Kilometer lange Leitung im Lauf der Zeit bereits verschiedene Schäden erlitten hatte, entschloss sich KEM ONE, diese zu sanieren.

„Wir haben uns verschiedene technische Lösungen angesehen: Eine der ersten war, das Rohr an seiner ursprünglichen Position durch eine traditionelle Stahlleitung zu ersetzen“, erläutert Mathieu Bernardini, Pipelines Manager bei KEM ONE. „Dann haben wir über eine Lösung auf der Basis von Polyethylen (PE) nachgedacht. Und nach einiger Überlegung haben wir uns für das Produkt der Rädlinger primus line GmbH entschieden."

Ausschlaggebend für die Entscheidung waren sowohl finanzielle als auch organisatorische Aspekte: Die Kombination aus Sanierung mit einem grabenlosen System und Aufrechterhaltung des Betriebs per Bypass ist wesentlich kostengünstiger als die Neuverlegung der Transportleitung in konventioneller, offener Bauweise. Die grabenlose Methode vereinfachte außerdem beträchtlich das Genehmigungsverfahren, das jeder französische Betreiber für Sanierungsvorhaben im Schutzgebiet durchlaufen muss. „Hier Gräben auszuheben ist extrem kompliziert. Wir befinden uns nicht nur im Naturschutzgebiet, sondern auch inmitten einer Ansammlung von Pipelines verschiedener regionaler Versorgungsunternehmen,“ erklärt Jérôme Boissière, Geschäftsführer von Altero Travaux Publics, Installationspartner der Rädlinger primus line GmbH in Frankreich. „Diese Pipelines transportieren zum Teil Gefahrstoffe. Der Umweltaspekt ist allgegenwärtig.“

Gemeinsam mit den Primus Line-Experten und dem Ingenieurbüro Eureteq, einem Spezialisten für Transportleitungen, entwickelte Altero die Idee, grabenlos und mit Bypässen zu arbeiten. DREAL PACA, die regionale Direktion des Ministère de la Transition Ecoologique (Ministerium für den ökologischen Übergang) und zuständig für Umwelt, Planung und Wohnungsbau, validierte das Konzept.

Zur Installationsvorbereitung baute das Montageteam Ventile in entsprechenden Kammern ein, um isolierte Abschnitte gleicher Länge zu erhalten. Um einen Abschnitt zu sanieren, bringt das Altero-Montageteam den 1.000 Meter langen Bypass dorthin, rollt ihn gemäß der Forderung von DREAL PACA auf einer Schutzmembran aus, schließt ihn an und nimmt ihn in Betrieb. Ist dies erfolgt, entfernt das Team die Muffen in den Ventilkammern und zieht dann den Primus Liner DN 300 PN 25 zur Sanierung in das Stahlrohr des entsprechenden Abschnitts ein. Anschließend reinigt das Montageteam den temporären Bypass und rollt ihn wieder auf, damit er im nächsten Abschnitt eingesetzt werden kann. Dieser Vorgang wiederholt sich insgesamt acht Mal. Als Bypass dient das Primus Line® Overland Piping System, in diesem Fall ein flexibles Rohr DN 300 mit einem projektierten Betriebsdruck bis zu 16 bar, einer Länge von rund 1.000 Metern und den entsprechenden Verbindern. Jeder Bypass wird entlang der vorhandenen Pipeline und des Wirtschaftswegs verlegt.

Welche Vorteile bietet die Bypass-Lösung?

Das Primus Line® Overland Piping System wurde speziell für den temporären oberirdischen Transport anspruchsvoller und potenziell gefährlicher Medien, wie Abwasser, Meerwasser, Schweröl oder Öl-Wasser-Gemische, entwickelt.

„Das System ist sicher, effizient, umweltfreundlich und spart Kosten durch seine schnelle Einsatzbereitschaft,“ verspricht Philippe Ferrer, Primus Line Direktor in Frankreich. „Und vor allem ist es wiederverwendbar.“

Die Sicherheit entsteht durch den dreilagigen Aufbau des flexiblen Hochdruckrohrs. Sowohl Innen- als auch Außenschicht bestehen aus Thermoplastischem Polyurethan (TPU), die durch einen Kern aus nahtlos gewebtem Aramid verstärkt werden. „Diese Widerstandsfähigkeit ermöglicht Installation und Betrieb des flexiblen Rohrs bei Außentemperaturen zwischen -20 °C und 60 °C,“ konkretisiert Ferrer. „Bei der Installation müssen die Montageteams weder schweißen noch mit gefährlichen Materialien hantieren.“ Darüber hinaus ist der gesamte Herstellungsprozess des Rohrs lückenlos überwacht, das vor seiner Auslieferung zur Baustelle im Werk außerdem einer Druckprüfung unterzogen wird.

Wie bei allen Primus Line Produkten sind Verlegelängen von 1.000 Metern und mehr am Stück sowie mehrfache Richtungswechsel möglich. Die großen Längen reduzieren die Anzahl der Verbindungsstellen und damit potenzielle Schwachstellen erheblich. Da das Produkt durch den Kern aus Aramidgewebe sehr flexibel ist, passt es sich den Unebenheiten des Geländes an. Primus Line® Overland Piping bewältigt große Durchflussmengen von bis zu 500 Litern pro Sekunde und das Montageteam verlegt das flexible Rohr direkt von der Trommel mittels Seilwinde oder Minibagger. Die Verbindermontage erfolgt mit handgeführten Werkzeugen vor Ort.

Primus Line® Overland Piping ist in der Anschaffung zwar teurer als beispielsweise HDPE-Rohre, allerdings überschreitet das System den Break-Even-Point nach nur wenigen Einsätzen. Je nach Durchmesser werden bis zu 4.500 Meter Liner auf einer Trommel zum Einsatzort geliefert. In Kombination mit dem geringen Eigengewicht des flexiblen Rohrs spart dies Lager- und Transportkosten.

Zur Installation von Primus Line® Overland Piping ist nur wenig Ausrüstung erforderlich. Dadurch verringert sich der CO2-Fußabdruck vor Ort beträchtlich. Sensible und geschützte Gebiete wie Naturparks oder Flussläufe werden durch die Verlegung des Primus Line® Overland Piping Systems nicht beeinträchtigt – eine umweltschonende Lösung, wie bei KEM ONE in der Camargue: „Wenn wir die ganze Sole per Lkw transportieren würden, wären das über 200 Tankwagen pro Tag,“ erklärt Bernardini.

Welches Fazit zieht der Betreiber KEM ONE?

„In Frankreich sind wir die ersten, die Primus Line® Overland Piping einsetzen und dann noch in Kombination mit einer Sanierung mit Primus Line®,“ führt Bernardini aus. „Die Sanierung einer acht Kilometer langen Leitung ohne oder zumindest mit nur sehr wenigen Bauarbeiten ist tatsächlich etwas Neues.“

KEM ONE hatte bereits 2019 einen kürzeren Leitungsabschnitt von 500 Metern mit Primus Line® saniert. Bei diesem Projekt überzeugte vor allem die Bogengängigkeit der Primus Line® Technologie, denn es befanden sich vier 45-°Bögen auf der komplizierten Strecke. Weitere 600 Meter mit 45°-Bögen unter einem Kanal folgten 2022 während eines zehntägigen Produktionsstopps. „Historisch gesehen sind wir Rohrleitungsbauer eher dem Stahl zugetan. Aber das ist Vergangenheit,“ resümiert Bernardini.

„Wir müssen mit der Zeit gehen und dürfen uns den neuen Technologien nicht verschließen. Wir versuchen, innovativ zu sein – und das müssen wir bei den aktuellen Herausforderungen auch.“

Mathieu Bernardini, Pipelines Manager bei KEM ONE

Hervorragende Qualität für höchste Ansprüche

Abgesehen von der lückenlosen Qualitätskontrolle im Werk wurde Primus Line® Overland Piping – teils unter externer Aufsicht – auch noch folgenden Tests unterzogen:

Dokumentierte Werksabnahmeprüfung (Berstdrucktest):

In diesem Projekt bei KEM ONE erfolgte die Druckauslegung für eine Lebensdauer von 20 Jahren. Das in diesem Projekt verbaute flexible Rohr erreichte in der Chargenprüfung einen Berstdruck weit oberhalb der Mindestanforderung von 64 bar.

Druckfestigkeit:

Ein erfolgreicher Test mit 500 Ab-/Aufrollvorgängen zeigte keine Auswirkungen auf den Kurzzeitberstdruck.

 

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